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Vortrag: Hochsensibel! Wunderbar?
Fühlst du dich, als seist du von einem anderen Stern? Alle anderen sind so anders - irgendwie stärker, fröhlicher und energiegeladener?
So geht es vielen feinfühligen Menschen! Das Schöne ist, dass man seine Hochsensibilität auch in einem anderen Licht sehen lernen und liebgewinnen kann! Ich habe es selbst erlebt und ich sehe es immer wieder bei feinfühligen Frauen, die ich begleiten darf.
Ich lade dich herzlich ein, dir diesen anschaulichen Vortrag anzuschauen und deinen Blick zu verändern.
Darum geht`s:
- Du erfährst, was Hochsensibilität ist
- Du bekommst einen Einblick in die Gaben und Stärken Hochsensibler
- Du bekommst Anregungen, wie du deine feine Wahrnehmung genießen kannst
- Du erfährst, wie dir deine Sensibilität Kraft geben kann
- Du lernst den Unterschied zwischen einer Hochsensibilität und einer Hochsensitivität kennen
- Ich verdeutliche, warum du kein Alien bist, sondern ein wichtiger Teil der Gesellschaft
- und vieles mehr...
Damit der Vortrag lebendig ist, habe ich Regina Magdalena Smrcka eingeladen. Sie ist ebenfalls hochsensibel und wir sind während des Videos im Austausch und berichten von unserer Feinfühligkeit.
Nimm dir Zeit und mach es dir gemütlich!
Viel Freude beim Anschauen! 🙂
Seminar: Welchen Schatz birgt deine Feinfühligkeit?
Möchtest du mehr über dich und deine Feinfühligkeit erfahren? Möchtest du den Schatz DEINER feinen Wahrnehmung kennen?
Dann lade ich dich herzlich ein, an diesem Seminar teilzunehmen!
Du brauchst dafür:
- etwa zwei Stunden Zeit (wenn du den Vortrag Hochsensibel! Wunderbar? schon kennst, dann brauchst du etwa eine Stunde Zeit, starte das Video bei Minute: 1:04:39)
- einen Drucker
Drucke dir im Vorhinein folgende Dokumente aus:
Beobachtungsbogen Hochsensibilität
Kartenset Typische Merkmale Hochsensibler
Handout Gaben und Stärken hochsensibler Menschen
Und so geht`s:
- Anschauen
- Mitmachen
- Den Schatz deiner feinen Wahrnehmung erkennen
Viel Freude beim Eintauchen in deine Sensibilität! 🙂
Vom Beruf zur Berufung - Den eigenen Herzensweg gehen
Spürst du tief in dir das Bedürfnis danach, deine Berufung finden und leben zu wollen?
In diesem Video berichten Lea und ich von unseren Wegen vom Beruf zur Berufung und davon wie es ist, seinem Herzensweg zu folgen und die eigene Berufung zu leben.
Lass dich inspirieren und dir Mut machen!
Und jetzt stehe ich hier. Auf diesem Weg. Der sich nicht wie meiner anfühlt.
Also vielleicht eher: und jetzt stehe ich hier an diesem Wegesrand.
Viele Schilder, die mir zeigen: „hier geht es nicht weiter“ und: „hier bitte nicht halten“.
Ich lege also den Rückwärtsgang ein, finde eine Parkbucht, verschnaufe, spüre – in mich hinein. Wo ist mein Weg?
Nicht deiner, nicht eurer, nicht ihrer, nicht seiner. Meiner.
Und dann, ganz langsam, mache ich einen Schritt in eine andere Richtung und es fühlt sich gut an.
Und ich mache immer größere Schritte und es fühlt sich so gut an.
Für andere ein Abweg. Für mich über einen Umweg der einzig wahre Weg. (Ein Text von Lea S.)
Viel Freude beim Anschauen!
Alles ist in uns - in einem Naturgang Klarheit finden
Fragst du dich, wie die Arbeit in der Natur aussehen kann?
Möchtest du erleben, wie man innere Antworten gewinnt, ohne zu grübeln?
Lass dich von A. entführen und verzaubern. Sie beschreibt fesselnd und berührend ihren ersten Naturgang.
Der Naturgang, auch Schwellengang oder Visionssuche genannt, ist eine von vielen Möglichkeiten in der Natur zu arbeiten und sich selbst besser kennenzulernen. Für manche meiner Klientinnen ist diese Methode ein Weg sich besser zu verstehen und Lösungen zu finden, andere Frauen nutzen andere Wege.
Es wird ein Spaziergang und doch auch keiner.
Es ist wie eine Bummelei und doch viel mehr.
Es ist wie ein Kurzausflug und wirkt doch lange nach - wie ein eigener, kleiner Sommer.
Hinter dem Haus der Schwiegereltern schlage ich mich in die Büsche.
Für meinen ersten eigenen Naturgang braucht es nur Wald und einen Wecker.
Und eine Frage.
Ich zähle 38 Jahre und gehe nicht das erste Mal in meinem Leben in den Wald.
Und doch gehe ich heute das erste Mal in den Wald.
Heißt: so gehe ich heute das erste Mal in den Wald.
Ich bin nervös. Eine leise innere Aufruhr, als stünde mir ein Auftritt bevor, ein Auftritt mit mir und vor mir selbst in ruhestiftender Umgebung.
Was werde ich vorfinden? Wie werde ich mir begegnen?
Es ist ein heißer, trockener Septembertag. Ich schwitze schon bevor ich mich in Bewegung setze, überquere den Friedhof einer kleinen Ortschaft im Vorerzgebirge. Mein Blick streift ein frisch aufgeworfenes Grab mit einer bedruckten Schärpe neben den Blumen. Am Wasserhahn neben den Gießkannen steht „Kein Trinkwasser“. Mein Rucksack, meine Stifte, mein Verstand bleiben zurück. Für den Naturgang ist keine Aussichtsplattform vorgesehen, kein Rundweg, kein Ziel. Es ist mein erster Naturgang ohne Coachin. Er dauert eine bis drei Stunden. Irgendwann klingelt der Wecker und bis dahin will ich nichts erreicht haben. Und doch etwas erinnern, von dem ich weiß, dass es schon immer da war. Abholbereit, wie in einer Packstation, rund um die Uhr, nur ohne Rückversand. „Unsere Filme warten geduldig auf uns“, schrieb mir einst ein befreundeter Tonmeister in einem Brief.
Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, braucht nur in den Wald zu gehen.
Zum Beispiel mit einer Frage, einem Thema oder einer Last.
Vor mir auf dem Weg liegt ein grauer Stein aus Beton. Eine Art Pflasterstein. Er ist weder vollständig noch schön. Stücke innerhalb des Steins sind herausgebrochen. Der Stein sieht aus, als hätte er eine Treppe, als hätte jemand Stufen hineingemeißelt. Ich beschließe den Pflasterstein mitzunehmen. Er soll meine „Last“ sein. Ja, ich habe Lust auf Last - und hebe ihn auf. Es fühlt sich gut an mich zusätzlich zu beschweren, mich zu behängen, gerade jetzt, in dieser Hitze. Ich will mich an der Last abarbeiten, im Staube des wolkenlosen Nachmittags. Richtig brüten will ich, so lange bis ich es ausbrüte, das, was sich zeigen will, was auch immer es ist. Mit einer Last zu laufen, ergibt sich als mein spontanes Verlangen. Etwas will ich heute zu Grabe tragen. Nur was? Keine Ahnung. Hauptsache nicht nachdenken. Nur fühlen, wahrnehmen, berührbar bleiben. Antworten finden, die aus deinem Inneren kommen. So steht es in der Anleitung zum Naturgang. Der Austritt vom Friedhof auf den Feldweg markiert für mich „die Schwelle“. Ab hier, jenseits der Schwelle, beginnt der Naturgang. Ich betrete den Raum für mein Experiment. Meine Sinne sind irgendwie schärfer, ich spüre, wie sich eine gewisse Bereitschaft in mir ausdehnt. Als hätte ich mich aufgeschraubt oder angeknipst. Außerhalb des Friedhofs gibt es keine Schatten mehr. Ich laufe den staubigen Feldweg ortseinwärts und biege dann links auf einen kleinen Pfad entlang der Koppeln. Allmählich macht sich das Gewicht des Steins bemerkbar. Ohne groß zu überlegen, fange ich an mit ihm zu sprechen.
Bei sich bleiben und geschehen lassen, was geschehen will.
Du, sage ich, weißt du was ich dir alles gegeben habe?
Weißt du eigentlich, was du mir bedeutet hast?
Weißt du wie ich mich in all der Zeit in dieser großen, fremden Stadt gefühlt habe?
Ich habe dir alles gegeben: meine Offenheit, meine Disziplin, meine Gefühle, meine Neugier, meinen Mut, meine Gedanken, meine Verletzlichkeit, meine Ideen, meine Entdeckungen, meine ganze Zeit, die Nächte, die frühen Morgenstunden, mein Gesicht, ja sogar meine Familie... wie konntest du nur so ignorant sein und mich so kleinhalten und ausnutzen?
Du warst nicht ehrlich mit mir.
Du hast dich selbst übernommen und hast es mir in die Schuhe geschoben.
Einer Mutter mit Kind.
Geht gut, oder? Das mit den berufstätigen, sich verwirklichenden Müttern.
Die sind doch ohnehin am Rande der Überforderung, oder?
Auf die lässt sich's gut abwälzen.
Dieser Hut, dieser bekloppte Hut, unter den doch alles irgendwie zu bekommen ist!
Diesen Hut gibt es gar nicht!
Du Kackstein, du hast keine Ahnung, was ich alles durchgemacht habe, du hast dich nie dafür interessiert!
Du wolltest nur sehen, was du schon vorher wusstest. Du bist in Deckung gegangen! Du hast gekuscht! Du wolltest das Unvorhersehbare, das Neue und hast dich am Ende für die Sicherheit entschieden!
Tränen laufen mir über das Gesicht.
Ich staune, wie fassungslos ich noch bin.
Je mehr ich den Stein anklage, desto deutlicher wird, dass ich mich selbst anklage. Die Schelte gilt mir. Warum habe ich mich ausnutzen und manipulieren lassen? Warum bin ich in Deckung gegangen? An wieviel Stellen war ich nicht integer und habe mich selbst verraten? Die Orientierung am Urteil anderer war wieder einmal zum größten Fallstrick für mich geworden. Ich schaue mich um. Bin ich wirklich allein? Oder hat mich längst jemand entdeckt, der mir dabei zuguckt, wie ich einen Stein zur Schnecke mache?
Es geht weiter, mit leichter Steigung. Mein Gesicht spannt, die Sonne drückt. Das Lamentieren tut gut, Schweiß läuft meinen Rücken herunter. Ich widerstehe der Verlockung in ein schattiges Wäldchen zu flüchten, sondern bleibe auf dem trockenen, abgeernteten Feld. Das abgedroschene Weizenfeld ist ein passendes, spätsommerliches Tableau meines inneren Zustands. Nach der einjährigen Projektzeit fühle ich mich auch wie abgedroschen: geschoren, abgemäht, ein bisschen geplündert. Kurze, strohige Halme auf dem Feld, die Maschinen haben einen radikalen Igelschnitt hinterlassen. Ein paar vereinzelte Ähren liegen noch auf dem Acker. Der fehlende Niederschlag hatte das Korn nur auf die Hälfte seiner Größe anwachsen lassen.
„Du wurdest nicht gesehen“, gehen mir die Worte der Natur-Coachin durch den Kopf, am Ende unseres Kennlerngesprächs. Ja genau, so war es. In Kürze fasst sie etwas zusammen, was ich in einem Jahr nicht begriffen habe.
Über das Fühlen gelangen wir zu Erkenntnissen, die tief aus unserem Inneren kommen.
Die Wut ist wieder da.
Die Rage ob der Ungerechtigkeiten und Verletzungen, die ich in dieser Zeit erlebt habe.
Vor allem aber hatte ich mich selbst nicht mehr gesehen.
Mir in einer krisenhaften Situation Abstand zu verschaffen, habe ich versäumt.
Mich zu bewässern, habe ich vergessen.
Mir zu vertrauen, habe ich vermasselt.
Selbstvertrauensvermasselung.
Die Last des Pflastersteins verstärkt meine Klage.
Auf sonderbare Weise tritt die Landschaft plötzlich in den Hintergrund und der Naturgang eröffnet mir einen Raum meine Wut kommen zu lassen. Das, was ist, darf sein und ich marschiere und stampfe die Wut in den Acker, gebe dabei rasende, schnaubende Laute von mir. Das will ich nicht mehr! So nicht! Nicht mit mir! Ich habe die Schnauze voll, von mir und meinen Anpassungsarien bis zur Unkenntlichkeit, vom Gehorchen und vom Passivbleiben, zum Teufel mit dem Endlosverständnis für die Schieflagen der Anderen, nein, so nicht mehr! Jetzt ist genug, ab jetzt wird’s anders und ich will es, will mich scheiden lassen, ein für alle Mal. Ich befinde mich hier auf einem Scheideweg. Ich fühle es ganz körperlich – ich weiß, was ich nicht mehr will, ganz klar, glasklar. Es fühlt sich so gut an. Im Alltag wäre ich viel zu sehr im Kopf, würde grübeln, um zu verstehen, würde Positiv-Negativ-Listen anlegen um Dinge zu entscheiden. Aber hier draußen ist es viel einfacher, unmittelbarer. Ich resoniere mit dem was mir zustößt, was sich mir in den Weg legt und registriere meine emotionale Antwort darauf.
Alles ist in uns.
Der Pflasterstein beginnt mich zu nerven. Ich will ihn loswerden, halte Ausschau nach einer geeigneten Stelle. Da flattert plötzlich ein Kohlweißling über uns hinweg. Der Schmetterling fesselt sofort meine Aufmerksamkeit. Ohne zu wissen warum, fange ich an zu weinen: So sein! Das wär's! Ich sehne mich nach Leichtigkeit. Für Leichtigkeit würde ich die nächsten Tage freiwillig auf Wasser verzichten. Mein ganzes Leben dürstet nach Leichtigkeit. Wie geht das, Leichtigkeit? Wie schaffe ich es mir mein Leben verlässlich zu voll zu machen? Zu überfrachten und regelmäßig zum Überlaufen zu bringen? Warum löse ich Dinge aus, die mich später überfordern werden? Warum packe ich meine Rucksäcke so voll, dass die Reißverschlüsse aufspringen? Dass die Einkaufstüten reißen? Dass die Terminkalender unübersichtlich werden, die To-do-Listen kein Ende nehmen, die Teebeutel viel zu lange ziehen, dass das Fahrrad längst auf den Felgen fährt oder die Beziehung Einspruch erhebt, weil sie nur noch verwaltet wird?
Leichtigkeit.
Klarheit.
Einfach nur so, wie es der Schmetterling mir vorfliegt.
Er tänzelt an mir vorbei, während ich den schweren Pflasterstein auf dem heißen Stoppelasphalt vor mir herschleppe.
„Leichtigkeit“ steht es wie geschrieben vor mir. Als zöge der Schmetterling einen Banner mit Druckbuchstaben hinter sich her: L-E-I-C-H-T-I-G-K-E-I-T.
Würden Schmetterlinge Kondensstreifen hinterlassen, ich könnte sie gerade alle sehen.
Die vielen Loopings in der Luft.
Unter der Sonne trocknen die Tränen schnell.
Wirkliche Leichtigkeit habe ich, solange ich denken kann, selten in meinem Leben gehabt.
Leicht herzustellen war sie offenbar nicht.
Und zu „haben“ erst recht nicht.
Wenn man in der Lage ist, sich seine Enttäuschungen selbst zu organisieren, wie geht das dann mit der Leichtigkeit?
Während ich die Leichtigkeit nun offiziell vermisse, fällt mir mitten auf dem Feld ein zweiter Stein auf, viel größer und schroffer als jener den ich bereits auf Händen trage. Hinter mir liegt Chemnitz, von hier oben, von der Anhöhe aus, kann ich die Stadt sehen. Mein Leben bis dato liegt mir im Rücken. Der mächtige Feldstein winkt. Es ist wie eine Aufforderung.
Du wirst doch jetzt nicht noch...?
Mit meinem Pflasterstein laufe ich zu dem winkenden Feldstein und wuchte ihn auch noch in meine Arme. „Schön in die Hocke gehen dabei. Die Last aus den Beinen stemmen, nicht aus dem Rücken“, friendly reminder aus dem Beckenbodenkurs, mittlerweile ist das Baby ein Kleinkind und schwerer als beide Steine zusammen. Das Maß ist jetzt eindeutig voll. Genau so soll es sein. Gefühlsvöllerei bis hin zur Entleerung.
Was ich hier auf dem Feld tue, geschieht wie von selbst.
Es gibt ausnahmsweise mal nichts, was ich mir vornehme.
Der fette Feldstein liegt mir nun förmlich auf dem Herzen. Für mich steht er in seiner ganzen Sperrigkeit für meinen zähen, beruflichen Werdegang. Ein Weg, der meist mit viel Anstrengung, mit Kampf, Druck, Verglichenwerden und Stress verbunden war. Nur in Glanzstunden mit Leichtigkeit oder tiefer Freude. Stress war mein Lebenselixier und ich war stolz auf ihn, stolz auf meinen Stress. Immer etwas machen, es gibt immer etwas zu tun, keine Zeit für Müßiggang oder Pause; und schade nur, dass ich nachts schlafen muss. So dachte ich.
Im Optimalfall gehen berufliche und innere Entwicklung miteinander einher.
Was, wenn mein primärer Fokus auf die berufliche Entwicklung die persönliche Reifung so lange hinausgezögert hatte, bis das überfällige Einsetzen vom Scheitern diese endlich in Gang setzte? Was war passiert? In all den Jahren? War ich am richtigen Platz? War das wirklich mein Beruf, den ich da ausgeübt habe? Vor genau zehn Jahren war es, dass die wesentlichen Fragen des Lebens mich einholten.
All diese Gedanken schießen mir ungeordnet durch den Kopf als ich meine zwei Goldklumpen über das Feld hieve, so lange, bis ich genug habe. Ich bin randvoll mit
Emotionen. Noch einen Schritt weiter und ich würde überlaufen. Eine Aussage meiner Coachin kommt mir in den Sinn: „Mit Gefühlsarbeit kann man vieles lösen...“
Zu der Enttäuschung über die Job-Selbstsabotage gesellt sich auf einmal eine viel umfänglichere Traurigkeit. Jetzt geht es für mich nicht mehr nur um den missglückten Verlauf eines Projektes. Es geht um ein gewaltiges Bedauern darüber sehr lange einem gigantischen Programm auf den Leim gegangen zu sein: dem der Unbewusstheit.
Wie habe ich zu meinen Entscheidungen im Leben gefunden?
Was bedeutet Liebe für mich und wie beziehe ich mich auf Menschen?
Welche kindlichen Reaktionsmuster habe ich mir zurechtgelegt, um zu bestehen?
Und vor wem eigentlich?
Welche Auswirkungen vom Patriarchat gab und gibt es auch in meinem Leben?
Welche Rolle spielt Spiritualität für mich?
Was hatte mich damals bewogen ein Volontariat beim Fernsehen zu machen
und Filmregie zu studieren? Ich war fasziniert davon, ich befand mich im Sog der „siebten Kunst“ und doch verließ mich dieses diffuse Gefühl, ein Leben in einer falschen Haut zu führen, nie.
Mit der Natur als Spiegel können wir Altes verstehen, Schmerz spüren, dadurch verarbeiten und loslassen.
Mit befreiendem Gebrüll lasse ich die zwei Steine am Waldrand in eine Kuhle fallen. Traglast: 14 kg. Traglast des Herzens: eine Tonne. Gedanklich außer Atem, die Kehle trocken. Ich bin voller Mitgefühl für mein jüngeres Ich. Dieses Ich, das zwar so viel geschaffen - und dabei doch so einiges verpennt hatte. Ich hatte all meine Kräfte an etwas gebunden, was mir nicht in aller Wahrheit entsprach. Mir dämmert, dass es auch nicht darum gehen könne, ob das Medium das Richtige war oder nicht. Vielmehr darum, wie ich mich als Charakter an all diesen Lebensstationen reflektiert und aufgestellt hatte.
An welchen Glaubenssätzen ich festhielt und in welchen alten Mustern ich mich weiter behinderte.
Meine zwei Steine liegen in der Versenkung. Sie sind nicht länger „Projekte“ oder „meine berufliche Laufbahn“, nein, sie stehen für mein altes Ich, das ich jetzt begraben werde. Es darf getrost sterben. Es ist schon längst gestorben, nur darf es heute erneut sterben, noch einmal bewusster. Mit mehr Anteilnahme und Pathos. Dann setze ich mich an das Grab, starre in das Loch hinab und heule. Tränen tropfen auf die Steine, meine Haut brennt, die Füße dampfen. Durst stellt sich ein. Eine Heuschrecke krabbelt an einem der Steine empor. Behende und leicht. Mit einem Satz springt sie wieder weg. Ich bleibe sitzen, weil es keinen triftigen Grund gibt aufzustehen. Immerhin war ich mit meinem alten Ich auch lange liiert. Wozu jetzt drängeln? Es zirpt. Jegliches Zeitgefühl ist mir abhandengekommen. Ich trauere so lange bis die Trauer verebbt. Auch dann bleibe ich noch sitzen. Bis mich ein Schmetterling streift. Schon wieder! Er fliegt knapp über meinem linken Ohr vorbei und fächert mir Luft zu. Ich bilde mir ein seinen Flügelschlag zu hören. Er kreist um mich, energisch, wie ein bellender, kleiner Hund mit Flügeln, der mir unbedingt etwas zeigen will. Er zieht mich hoch, zieht mich in eine bestimmte Richtung. Gut, warum nicht? Dem nachgehen, was dich jetzt gerade interessiert. Also stehe ich auf und laufe dem Schmetterling nach. Er fliegt in den Wald hinein, kehrt um, fliegt zurück zu mir, wie um sich zu vergewissern, dass ich noch folge. Dann verschwindet er.
Während eines Naturgangs kann Neues wahrgenommen werden. Der Schatz wird sichtbar, fühlbar. Das Spüren des Ziels wirkt wie ein Magnet, der den Weg dorthin leichter werden lässt, ja beflügelt.
Eine angenehme Kühle umfängt mich im Wald. Als hätte ich einen klimatisierten Supermarkt betreten. Mir geht auf wie wahnsinnig leicht ich bin. Und wie gut sich das anfühlt. Zum Glück bin ich die Steine los. Wo ist er, der Schmetterling?
Vor mir klafft ein großer Krater. Einheimische sagen, dass es die Löcher von Bomben sind.
Um keinen Preis will ich jetzt irgendwo hinuntersteigen, ich will oben bleiben, aufsteigen, noch leichter werden. Auf dem Rand des Kraters entlang steige ich auf die andere Seite. Über eine Kuppe hinweg entdecke ich plötzlich etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Ich bekomme eine Gänsehaut, weil mir plötzlich bewusst wird, was der Naturgang bis hierhin schon alles in mir ausgelöst hatte. Was sollte denn jetzt noch kommen, bitteschön? Vor mir liegt eine kleine selbst gezimmerte Schutzhütte, mit Leiter, Dach und Tisch. Jemand hatte sich hier in dem kleinen Wäldchen einen Unterschlupf gebaut. Obwohl ich mich für diesen Naturgang für das Thema der Last entschieden hatte, zeigte sich mir jetzt auch noch ein Schatz. Ein Refugium im Refugium. Eine Hütte im Wald. In einiger Entfernung warte ich ab, ob noch jemand außer mir hier ist. Ich erspähe ein paar leere Glasflaschen, Reste eines Lagerfeuers, ansonsten keine Menschenseele. Mit etwas Ehrfurcht klettere ich die Leiter hoch und lege mich auf das Flachdach der Hütte. Ein langer Seufzer entfährt mir. Ich fühle mich ermattet vom Gefühlsausdruck. Als ich die Augen wieder aufschlage, blicke ich in die Kronen der Eichen. Ein Satz aus einem Buch fällt mir ein: Flow beschreibt den Zustand eines ausgewogenen Verhältnisses von Anstrengung und Leichtigkeit. Weder die Einzelanstrengung, noch die asketische Selbstaufgabe führt in den gelungenen Moment, sondern bewusste Konzentration gepaart mit Leichtigkeit in der Umsetzung...
Unter den Bäumen komme ich zur Ruhe. Mein Atem verlangsamt sich. Die grüne, raschelnde Zimmerdecke über mir scheint wie die Belohnung für all das was sich zuvor ereignet hat. Ich beobachte einen Specht beim Aushöhlen eines Astes. Bald darauf macht es „Klackklack“, einige Eicheln vom Vorjahr fallen auf das Dach neben mir. Wieder etwas „Altes“, denke ich. Etwas Altes, das abfällt, das abgestoßen oder abgeworfen wird, weil es nicht mehr nützt, weil es nicht mehr gebraucht wird. Mir kommt das alles so irre vor, alles was sich plötzlich zeigt, jedes noch so kleine Phänomen, es reiht sich in mein inneres Erleben ein. Als böte mir die Natur eine filmische Verdichtung meiner Empfindungen. Ja, denke ich, so etwas wie eine Schutzhütte bräuchte ich. Eine Sommerhütte, zusammengesetzt aus alten Holzfensterscheiben, mitten auf einer Lichtung, mit einem Ofen drin, ein riesiges Bett, ein Schreibtisch, eine Schaukel an der Decke, eine Kochnische. Vor der Hütte: Weite. Es ist wahr, im Grunde bin ich auf der Suche nach einem Rückzugsort außerhalb der Stadt.
Ich gebe die Schwere meines Körpers an das Dach unter mir ab. Es ist, als hätte ich einen Triathlon hinter mir. Ich fühle mich erschöpft und gestillt ...
Ich muss eingenickt sein, denn als der Wecker klingelt, schrecke ich hoch, ein bisschen
benommen frage ich mich: Wann war ich das letzte Mal in einem Wald eingeschlafen?
Steinfrei, schmutzig und müffelnd schlendere ich zurück zur Schwelle.